Mitglieder berichten: Arbeitserfahrung bei einem Lüneburger Spielwarenladen

Ein Mitglied berichtet:

„Ich habe in den Vergangenen Monaten bei einem Spielwarenladen ein der Lüneburger Innenstadt gearbeitet. Dort habe ich Pakete gepackt für den Onlinehandel- 8 Stunden Pakete packen. Als ich angefangen habe, hat gerade das Weihnachtsgeschäft eingesetzt, wer die Branche kennt, weiß, dass das die Haupt Umsatzzeit im Einzelhandel ist, vor allem was Spielwaren angeht. An dieser Stelle seien nochmal alle Kolleginnen gegrüßt die in den letzten Tagen vor Weihnachten gestreikt hatten. Für uns im Laden bedeutete das 150-200 Pakete pro Tag packen- zu normalen Zeiten sind es 30-50. Es war Arbeit im Akkord, um das Ausmaß an Arbeit zu bewältigen haben wir zusätzlich noch Adventssonntage durchgearbeitet (mit dem Versprechen, wir könnten dann im Neuen Jahr diese Tage frei bekommen). Die nerven Lagen bei allen blank, und unser Chef hat uns regelmäßig für klein und teilweise gar nicht existente Fehler ausgeschimpft. Es war Stress pur. Meine Kolleginnen und ich haben nach Möglichkeiten alles gegeben um die Arbeit zu tun, und uns so zu ergänzen, dass noch mal der Raum war auf Klo zu gehen oder kurz zu verschnaufen. Auch haben wir uns gegenseitig gestützt, wenn unser Chef uns mal weder angeschrien hat oder anderweitig gedemütigt. Als dann am 22. das letzte Paket gepackt war hatten wir einen tollen Moment der Erleichterung- es war geschafft, um so größer war die Enttäuschung zu erfahren, dass unser Chef für Teile der Belegschaft eine Weihnachtsfeier organisiert hatte, zu der ich nicht eingeladen war. Auch gab es für die Angestellten Weihnachtsgeschenke, nur für uns Lagerangestellte nicht.


Leider blieb im Neuen Jahr die erhoffte Erleichterung aus. Auch wenn die Packzahlen weniger wurden, wusste unser Chef, das Stresslevel am Limit zu halten. Nur fehlte jetzt das gemeinsame Ziel auf das wir hin arbeiten konnten. Auch die Demütigungen vom Chef hörten nicht auf. So begannen wir uns auszutauschen. Dabei fielen uns immer mehr Probleme auf: Zu späte Veröffentlichung von Dienstplänen (Teilweise erst am Tag selber) waren das kleinste Problem. Mein Chef hat sich immer wieder über jede Minute aufgeregt, die ich am Morgen zu spät kam, Abends immer mal eine Halbe Stunde länger zu arbeiten war ganz normal. So etwas wie Zeiterfassung gibt es genau so wenig, wie schriftliche Arbeitsverträge.


Es gab auch immer wieder Diskussionen, wenn ich mich krank melden wollte. Auch nach einem Arbeitsunfall, bei dem ein Warenstapel über mir zusammen gebrochen ist, hat mein Chef mir versucht zu verbieten trotz akuter Schmerzen in Kopf und Schulter, zu einem Arzt zu gehen (nach einiger Zeit, in der die Schmerzen nicht besser wurden bin ich trotzdem gegangen, und war für eine Woche Krank geschrieben). Auf mein verlangen den Unfall zu dokumentieren kam nur eine spöttische Bemerkung, was das denn solle – Arbeitgebende sind dazu verpflichtet Arbeitsunfälle, auch kleine, in einem Verbandsbuch zu dokumentieren, mein Chef führt ein solches Buch nicht.


Als ich mich vor zwei Wochen Krank gemeldet habe, kam als Reaktion auf die Krankmeldung die Kündigung. Ob es daran lag, dass ich in der Woche davor zuvor Flyer der FAU im Pausenraum verteilt habe, bleibt Spekulation.


Meine Genossinnen von der FAU haben mich gleich aufgefangen und mit mir Wege erarbeitet wie wir dagegen vorgehen können. Auch wenn die Kündigung nicht innerhalb rechtlicher Fristen erfolgte, haben wir uns letztlich gegen ein Anfechten der Kündigung entschieden- ich bin einfach nur froh da weg zu sein. Trotzdem bin ich meinen Genossinnen sehr dankbar.

Fest steht, es war keine schöne Erfahrung für diesen Laden zu arbeiten, und ich kann Menschen, die darüber nachdenken, nur davon abraten dort anzufangen!“