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Die Gründung der FAU in Lüneburg 2023 – Ein Zwischenstand zum Jahresende


„Der Sozialismus wird frei sein oder er wird nicht sein“ – Rudolf Rocker, Anarchosyndikalist

„Preguntando caminamos – Fragend schreiten wir voran“ – Aus der zapatistischen Bewegung in Chiapas, Mexiko

Seit März 2023 gibt es in Lüneburg eine gewerkschaftliche Gruppe der Freien Arbeiter*innen Union – die FAU Lüneburg. Wir wollen das Jahresende nutzen, um euch einen kurzen Zwischenstand zu geben: Wo wir gestartet sind und was dieses Jahr alles passiert ist.

Die Verhältnisse zum Tanzen bringen – in Lüneburg und überall
Die Verhältnisse schreien nach Veränderung! Und zwar nach einer solidarischen, feministischen, basisdemokratischen und emanzipatorischen Alternative, nicht nach all dem rechten, menschenverachtenden und neoliberalen Müll, der gerade weltweit im Vormarsch ist.

Die Gründung im Frühjahr
Um dem etwas entgegenzusetzen und hier im Kleinen zu zeigen, dass Selbstorganisation und gegenseitige Hilfe unser aller Leben besser machen können, hat sich im Frühjahr 2023 die FAU Lüneburg (als Sektion der FAU Hamburg) gegründet. Einige von uns, aus autonomen, anarchistischen und basisgewerkschaftlichen Bewegungen kommend, hatten dafür im Infocafé Anna & Arthur den Film El Entusiasmo über die Reorganisierung unserer spanischen Schwestergewerkschaft CNT nach dem Ende des Franco-Faschismus gezeigt. In einer Folgeveranstaltung diskutierten wir im März über kämpferische Gewerkschaftsarbeit und was sie uns heute zu bieten hat – bestärkt durch das große Interesse, beschlossen wir die Gründung der FAU Lüneburg anzugehen.

Ankommen in Lüneburg
Unser erster öffentlicher Auftritt folgte bald darauf: Erst mit einem Infostand beim Tanz in den Mai auf dem Wagenplatz Wienebüttel und anschließend im revolutionären Block der 1. Mai-Demo. In den nächsten Monaten legten wir uns einen stetig wachsenden Büchertisch mit gewerkschaftlicher und anarchistischer Literatur zu und waren damit bei weiteren Projekt- und Straßenfesten in Lüneburg präsent. Auch im Anna & Arthur wurden wir sehr herzlich aufgenommen und konnten dort einige Veranstaltungen wie den FAU Glühweinabend oder den solidarischen Infoabend zu den Truckerstreiks bei Gräfenhausen durchführen. Im Sommer druckten wir unseren ersten Flyer Sieben Dinge, die dir dein Chef in der Gastro nicht erzählt. Da Lüneburg für seine Größe eine ausgesprochen ausgewachsene Gastronomie hat und wir aus vielen Erzählungen von den schlechten Arbeitsbedingungen wissen, war es uns wichtig, hier unsere ersten gewerkschaftlichen Aktionen zu starten. In kleinen Rundgängen verteilten wir den Flyer in der Stadt und steckten ihn der einen oder anderen Gastro-Arbeiter*in zu.

Unterstützen, wo es brennt
Schon bald trafen die großen Arbeitskämpfe des Jahres zusehends auch hier vor Ort an. Zunächst war es uns wichtig vor dem Amtsgericht Lüneburg Kolleg*innen zu unterstützen, die Probleme mit ihrem Arbeitgeber Amazon in Winsen hatten. Bei einer Demonstration der Amazon-Kolleg*innen in Hamburg waren wir auch vor Ort und begeistert von der ansteckenden Kraft der Streikenden.

Seit Herbst diesen Jahres halfen wir vor allem bei der Mobilisierung für den Hochschulaktionstag Schluss mit prekärer Wissenschaft in Lüneburg, bei dem es unter anderem um die Erkämpfung des längst überfälligen Tarifvertrags für studentisch Beschäftigte an Hochschulen ging, dem sogenannten TV-Stud. Am 20. November fand eine starke Demo statt – inklusive eines tollen Banners „Das gute Leben für Alle erstreiken“ in den Bäumen an der Universität. Auch bei den Warnstreiks im öffentlichen Dienst der Länder waren wir präsent.

Leider rückte auch die Bedrohung des Endes des Heinrich-Böll-Haus und damit auch des Anna & Arthur im Laufe des Jahres immer näher. Im September nahmen wir noch bei einer Kundgebung für das seit Jahrzehnten wichtige Böll-Haus teil, im Dezember kam nun tatsächlich die erdrückende Nachricht: Das Haus muss geräumt werden. Zusammen mit anderen Initiativen und Genoss*innen werden wir nun schauen, wie es weitergeht.

Internationale Solidarität
Sehr wichtig ist uns auch die Solidarität mit den – häufig unter viel schwierigeren Bedingungen – kämpfenden Arbeiter*innen rund um die Welt. Die FAU Hamburg, von der wir eine Sektion darstellen, unterstützt mit Öffentlichkeitsarbeit und Spenden immer wieder die Federation of General Workers Mynanmar (FGWM), die unter den Bedingungen einer Diktatur große Repression erleiden. Im November teilten wir auch einen Aufruf der Garment Workers’ Trade Union Centre (GWTUC) aus Bangladesch, die für einen menschenwürdigen Mindestlohn kämpfen.

Viel beschäftigt haben uns auch die streikenden Trucker in Gräfenhausen bei Frankfurt am Main. Die vor allem aus den ehemaligen Oststaaten kommenden LKW-Fahrer stoppten auf der hessischen Autobahnraststätte um zu streiken bis sie ihre ausstehenden Gehälter endlich bekommen. Wir organisierten eine Informationsveranstaltung mit der taz-Journalistin Johanna Treblin und dem chefduzen-Aktivisten Kuddel. Dabei kamen 200 Euro Spenden für die streikenden Trucker zusammen.

Weiter geht’s 2024! Wir wollen wachsen und unsere Aktivitäten weiter ausbauen.
Denn das Gute Leben für alle bekommen wir vom Kapitalismus nicht geschenkt.
Wir müssen dafür kämpfen – gemeinsam und solidarisch.

Kontakt zur FAU Lüneburg unter faulg-kontakt[at]fau.org